Eingewöhnungszeit…aus dem Brief einer Tierschutzfellnase an seine Familie
Hallo neue Hundeeltern,
nach meiner langen Reise bin ich sehr müde und geschafft. Auch wenn ich vielleicht wie ein junges Reh durch die Gegend hüpfe, bin ich sehr erschöpft. In den ersten Tagen nach meiner Ankunft bei euch, brauche ich sehr viel Schlaf! Auch wenn ich euch ständig zum spielen auffordere oder euch signalisiere, wie aufmerksam und munter ich sein kann, überspiele ich in den Augenblicken meine Müdigkeit. Wenn ich meinen Schlaf vor lauter Neugier in den ersten Tagen nicht bekomme, möchte ich euch bitten, mich zum schlafen zu zwingen. Hierfür benötige ich ein Hundekissen in einer ruhigen Ecke oder in einer Hundebox. Auch wenn ihr jetzt vielleicht denkt, dass eine Hundebox nicht schön aussieht, ist diese aber ein sicheres und ruhiges Plätzchen, wie eine kuschelige Höhle, wo ich meine Ruhe finden kann, ohne dass mich alle Reize um mich herum wieder munter machen. Eine Hundebox signalisiert auch meinen neuen menschlichen Geschwistern, dass das mein Ruheplatz ist und ich dort nicht gestört werden möchte.
In den ersten Tagen reicht es mir auch, wenn wir gemeinsam nur in den Garten oder auf die Wiese vor dem Haus gehen, damit ich mich lösen kann. Für weite und ausgiebige Spaziergänge bin ich noch nicht ausgeruht genug. Nach ein bis zwei Wochen könnt ihr dann anfangen, mit mir Stück für Stück die Ausläufe zu erweitern. Ihr dürft hierbei nicht vergessen, da wo ich herkomme, war es etwas ruhiger und es gab nicht so viele Umwelteinflüsse, die mich überschüttet haben. Und in meiner neuen Heimat muss ich mich daran erstmal gewöhnen. Euch sind die Geräusche eures Alltags gut bekannt, für mich ist hier alles neu, vieles kenne ich überhaupt nicht. Es macht mir Angst, vielleicht erschrecke ich mich und voller Panik versuche ich dann der Situation zu entkommen. Das ist für mich eine gefährliche Sache und ihr solltet auf jeden Fall in den ersten Wochen immer auf eine gute Doppelsicherung oder Dreifachsicherung achten.
Gerade wenn eine neue Situation entsteht, die ich nicht einordnen kann, weil sie neu und fremd für mich ist, hilft es mir auch, wenn ihr euch zu mir herunter begebt und mich beispielsweise an eure Beine nehmt. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, bis ich das „Neue“ einordnen kann. Aber mit etwas Geduld, Ruhe und Liebe bekommen wir das gemeinsam hin
Bitte denkt auch daran, dass es für mich gefährlich werden kann wenn ihr die Haustüre öffnet und ich mich ungesichert im Haus bewege, ihr könnt gar nicht so schnell gucken, wie ich zwischen euren Beinen durchschlüpfe und wegrenne. Lasst mich bitte auch nicht allein in den Garten oder Hof. Auch wenn ein Zaun vorhanden ist, wenn ich was Interessantes sehe oder vielleicht in Panik gerate ist kein Loch zu klein das ich nicht durch passe und ich bin vielleicht sogar auch ein kleiner Klettermaxe.
Anfänglicher Besuch von euren Familien, Freunden und Bekannten überfordern mich auch. Ich möchte sie natürlich alle kennen lernen, genau wie sich mich alle kennen lernen möchten. Aber bitte stellt uns nach und nach einander vor, so dass ich mich mit Ruhe den neuen Zweibeinern vorstellen kann.
Auch Hundebegegnungen würde ich in den ersten Tagen gern vermeiden. Damit ist aber nicht gemeint, dass ihr mich von euren eigenen Vierbeinern isolieren sollt. Denn das werden ja meine neuen Fellnasengeschwister. Hierbei würde ich nur darum bitten, mir anfänglich einen ruhigen und sicheren Platz zu geben (gern eine Hundebox), wo ich aus der Ferne meine neuen Mitbewohner betrachten kann. Ich möchte ja kein Verhalten entwickeln, was euch nachher eventuell dazu bewegt, euren Entschluss zu bereuen. Katzen würde ich gern erstmal aus der Entfernung betrachten, ggf. mit einem Trenngitter, damit wir uns alle aneinander gewöhnen können. Sollte ich meinen neuen Hundekumpels nicht gleich 100% Sympathie entgegenbringen, dann könnt ihr uns unterstützen, indem ich in meiner Box in der Nähe der Fellnase schlafe. Das stärkt die Bindung. Oder ein separat abgetrennter Bereich (durch ein Gitter, so dass ich alle sehen kann), wird uns zu einem entspannteren Verhältnis verhelfen.
Jetzt möchte ich euch noch erklären, was bei der Futtergabe zu beachten ist. Ich bin am Tag meiner Ankunft natürlich total hungrig. Bitte gebt mir anfänglich kleine Portionen, ggf. Schonkost in Form von gekochtem Hühnchen und Reis, damit mein Magen nicht überfordert wird. Nach und nach könnt ihr dann anfangen, mir euer bereitgestelltes Futter zu reichen. Mischt es unter die Hühnchen-Reis-Portion mit unter und dann sollte ich bei der Futterumstellung keine Probleme haben.
Es kann natürlich auch passieren, dass ich in den ersten ein bis zwei Tagen eventuell Durchfall bekomme. Dies könnte damit zusammenhängen, dass ich noch aufgeregt von den neuen Umgebungseinflüssen bin. Sollte ich mehr als zwei Tage Durchfall haben, möchte ich euch bitten, eine Stuhlprobe beim Tierarzt abzugeben, um weitere Krankheiten auszuschließen.
Vielleicht ist euch aufgefallen, dass ich meine eigenes Parfum trage. Auch wenn meine Duftnote euch nicht gefällt, würde ich euch bitten, mich nicht gleich unter die Dusche zu stellen, sondern mich vielleicht erstmal mit ein paar Feuchttüchern zu säubern. Nach zwei bis drei Tagen kann ich mir dann vielleicht schon vorstellen, ein Schaumbad zu nehmen um Eure Duftmarke anzunehmen.
Meine große Bitte an euch lautet:
habt Geduld mit mir, gebt mir Zeit mich in eurer Welt zurecht zu finden, ich will lernen und mit eurer Hilfe schaffe ich das auch.
Wenn Ihr Durchhaltevermögen habt, mich liebt und fleißig mit mir die wichtigsten Dinge übt, dann werden wir bald ein prima Team sein.
Und ihr könnt sicher sein, ich liebe euch mit meinem ganzen Herzen und ich bin immer für euch da.
Und wisst Ihr was, wenn Ihr mal Fragen habt oder Tipps braucht ruft einfach bei denen von La Esperanza, Fellnasen im Glück e.V. an, die helfen Euch alle gerne weiter.